Tiefe Spuren am Pommerschen Ostseestrand: unsere Polen-Ausfahrt 2019

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Tiefe Spuren am Pommerschen Ostseestrand: unsere Polen-Ausfahrt 2019

Aus allen Gegenden Deutschlands sind Gespanne mit Porsche-Traktoren über Stettin an die Pommersche Küste gereist. Ziel war das Hotel Verde in der Nähe von Köslin (Koszalin). Hier gibt es ausreichenden Platz für die vielen Teilnehmer sowie für die Schlepper, Trailer und Zugfahrzeuge. Die Wiedersehensfreude ist groß und so sitzt man am sehr warmen Ankunftsabend noch lange im Freien zusammen, obwohl es zur ersten Tour früh losgehen wird.

Die Startfolge ist – wie immer – genau festgelegt und der Präsident selbst gibt pünktlich das Zeichen zum Start. Vom Hotel in Mscice, deutsch Güdendorf, geht es zunächst einige Kilometer auf der Kolberger Landstraße in westlicher, danach in nördlicher Richtung nach Groß Möllen (Mielno), das am Jamunder See liegt, einem Haff, das durch eine zehn Kilo-meter lange „Nehrung“ von der Ostsee abgetrennt ist.

Um den recht lebhaften Verkehr in dem touristisch stark frequentierten Ferien-gebiet nicht übermäßig zu behindern, hat die Organisation entschieden, dass die „Langsamen“ – d. h. die Ein- und Zwei-zylinder – mit Zeitabstand getrennt von den (meistens) schnelleren Drei- und Vierzylindern fahren. An einem Kreisverkehr In Großmöllen treffen sich die beiden Gruppen zufällig auf „Gegenkurs“ – mit großem Hallo.

Die Schlepperkolonnen folgen dann der Küstenstraße in Richtung Kolberg. Hier liegen alte Badeorte – wie Perlen auf einer Schnur: Klein Möllen (Mielenko), Sohren-bohm (Sarbinowo), Funkenhagen (Gąski) und Henkenhagen (Ustronie Morskie). Der ziegelrote Leuchtturm Funkenhagen von 1878 ist noch immer das Wahrzeichen der Küste Hinterpommerns. Auch zwischen diesen Orten sind viele neue Ferienanlagen entstanden.

Im benachbarten Henkenhagen steuern die Schlepper ein reetgedecktes Gebäude an: „Skansen Chleba“ ist eine Bäckerei mit Backmuseum sowie einer anheimelnden Gaststube und Sitzplätzen im Freien. Hier bekommt jeder eine „Terrine“ aus ge-backenem Brot, die mit einer schmack-haften Suppe gefüllt ist. Das hält die Suppe heiß, sättigt, erspart den Abwasch und ist eine originelle Idee! Bei der Abfahrt ist Regenzeug angesagt, ein kleiner Schauer kündigt sich an.

„Wendepunkt“ der Tagestour ist Kolberg (Kołobrzeg) an der Mündung der Persante. Bis zum Krieg als Seebad die „Badewanne der Berliner“, von Berlin mit der Reichsbahn in wenigen Stunden erreichbar. Heute ist Kolberg eine moderne polnische Stadt, mit dem nach der Kriegszerstörung wieder hergestellten Dom und dem erhaltenen Alten Rathaus des Baumeisters Schinkel. Hier kamen im Verkehrsgewühl zwar zeit-weise einige der „schnellen“ Schlepper ab-handen, aber am Ende ging alles gut.

Auf der Rückfahrt verließen wir die direkte Route und stoppten für die Kaffee- und Kuchenpause auf einer Baustelle der neuen Auto-Schnellstraße Stettin – Danzig. Es ist beeindruckend, wie intensiv in Polen mit EU-Fördermitteln an der Verbesserung der Verkehrs-Infrastruktur gearbeitet wird. Nach der Fertigstellung der neuen Trasse werden Pommern und die Häfen Gdingen und Danzig perfekt an das mitteleuro-päische Straßennetz angebunden sein.

Nach anstrengenden 100 Kilometern über teilweise sehr verkehrsreiche Straßen er-reichten wir recht spät unser Basislager, das Hotel Verde. Deshalb schmeckte das Ankunftsbier oder Freds Riesling gut. Den Abend verbrachten die gut gelaunten Schlepperfreunde im Freien oder in der lauschigen Gartenhütte. Es gab ein schönes Grillbuffet und man saß noch so lange zusammen bis dem Hotel der Wein ausging.

Die Tour des zweiten Tages führte in nordöstlicher Richtung, zunächst durch die Außenbereiche der Kreisstadt Köslin, dann durch ein angrenzendes schönes Wald-gebiet und weiter durch eine landwirt-schaftlich geprägte Moränenlandschaft bis zum Buckower Haffsee, der von der Ostsee durch eine gebietstypische Nehrung abge-trennt ist. Zwischen dem Feriendorf Buckow (Bukowo Morskie) bis nach Rügenwalde (Darłowo) liegen mehrere Badeorte und gut besuchte Ferienanlagen.

Rügenwalde war früher eine Residenz der pommerschen Herzöge aus dem Geschlecht der Greifen und das Schloss ist mit seinem 24 m hohen Turm immer noch das Wahr-zeichen der Stadt. In Deutschland wurde Rügenwalde seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch die „Rügenwalder Teewurst“ bekannt. Seit Flucht und Vertreibung ab 1945 werden die Produkte der „Rügenwalder Mühle“ jedoch nicht mehr in Pommern, sondern zumeist in Niedersachsen hergestellt.

Nur wenige Kilometer entfernt liegt Rügen-waldermünde (Darłowko). Hier mündet der Fluss Wipper in die Ostsee und seit Jahr-hunderten gibt es einen kleinen Hafen. Wahrzeichen des beliebten Ortes ist der alte Backstein-Leuchtturm. Hier machen wir einen geruhsamen Bummel zur Mole. Anschließend bekommen wir in einem Restaurant ein 3-Gänge-Menü serviert. Gut erholt können wir deshalb die nächste und sehr lange Etappe in Angriff nehmen.

Denn auf der Rückfahrt soll es noch ein besonderes „Schmankerl“ geben: nämlich eine Fahrt über den berühmten weißen Sand der Bernsteinküste. Ein örtlicher Traktor-Club erhält im Seebad Laase (Łazy) einmal jährlich eine Sonder-genehmigung für einen Trip auf den Strand und man hat versprochen, die deutschen Porsche-Diesel-Fahrer mitzunehmen. Zunächst warten wir auf einem Parkplatz in Strandnähe ab. Dann geht es tatsächlich los:

Die polnischen Traktor-Fans rollen grüßend an uns vorbei und verschwinden durch ein Dünenwäldchen seewärts über den hohen Dünenkamm. Vorsichtig folgen wir ihnen durch den tiefen lockeren Flugsand und alle erreichen wohlbehalten den Strand. Hunderte schaulustiger Urlauber verfolgen das Spektakel. Auch den Rückweg über die Düne schaffen alle glücklich und zufrieden. Die Rückfahrt führt über die lange Nehrung des Jamunder Haffsees.

Nach einer Tagesstecke von 103 Kilo-metern erreichen wir um 20 Uhr, mit großer Verspätung, unseren Schlepper-Stellplatz am Hotel; kaputt, hungrig und – noch viel schlimmer – durstig, aber darüber wird kein böses Wort verloren. Der überraschende Abstecher auf den pommerschen „Bernsteinstrand” ist das Hauptthema des späten Festabends und das Highlight der Polen-Ausfahrt 2019, von dem man noch lange reden wird.

Text & Fotos: © Nietruch – 11.12.2019

Den Bericht als PDF finden Sie zum Download hier.