Meran/Südtirol 2012 (Fotobericht)
"Drum auf und stoßt die Gläser an,es gilt der Heimat mein!"

Das alte "Südtirol-Lied" zeugt von der Heimatverbundenheit, dem Stolz und der Lebenslust unserer Freunde südlich des Brenners. Vier Tage lang werden wir ihre überwältigende Gastfreundschaft erleben. Die kleine, aber effektive Mannschaft des Stammtischs Südtirol hat ein Porsche-Diesel-Treffen organisiert, das keiner der Teilnehmer vergessen wird.

Mittelpunkt der Veranstaltung ist der oberhalb des Dorfes Kuens gelegene Ungericht-Hof unseres Club-Freundes Franz Laimer Pixner, wichtigster Anlaufpunkt der Südtiroler Traktor-Szene. Auf seinem Hof hat er eine stattliche Schlepper-Sammlung zusammengetragen, die meisten davon sind selbstverständlich Porsche-Diesel!

Start zur ersten Ausfahrt am Freitagmorgen: Vom Ungericht-Hof geht es steil hinunter durch das kleine Dorf Kuens und von dort weiter hinab ins Tal der Passer. Anschließend wieder ebenso steil hinauf in das berühmte Dorf Tirol, das malerisch auf einer Terrasse hoch über Meran gelegen ist.

In Meran muß die Kolonne der Porsche-Traktoren vor dem Stadttor einige Zeit auf die Polizei warten, die uns den Weg durch die – sonst für den Kraftverkehr streng verschlossene – Altstadt bahnen soll.

Die Durchfahrt durch die engen und verwinkelten mittelalterlichen Gassen auf schwankendem Traktorsitz ist ein einmaliges Erlebnis. Und die Touristen staunten nicht schlecht über die lange Kolonne der roten Traktoren, die durch die Fußgängerzone knatterte!

Am Ortsende von Meran muß auf einige Nachzügler gewartet werden, bevor die Polizei-Eskorte dem roten Konvoi wieder freie Fahrt geben kann. Der Stau hinter unserer Kolonne löst sich nur mühsam auf.

Hinter Meran geht die Fahrt wieder ständig bergan. In Talnähe kurven wir durch üppige Apfel-Kulturen und dann immer weiter hinauf durch die steilen, nach Südosten ausgerichteten Weinberge, wo nebentypischen Südtiroler Sorten auch hervorragende Weißburgunder gedeihen.

Und der Aufstieg nimmt kein Ende! Der Talkessel von Meran liegt schon tief unter uns. Die Temperaturanzeige der Einzylinder kriecht allmählich in Richtung "Stop". In solchem Gelände sind die Mehrzylinder-Typen wohl besser dran!

Endlich ein Zwischenstop im Weingut "Popp-Hof", der an einem steilen Hang liegt. Hier ist kaum Platz für die vielen Trecker. Nicht leicht für einen eiligen BMW-Fahrer, aus dem Pulk der kreuz und quer geparkten Schlepper heraus zu manövrieren.

Die Beifahrer dürfen hier den köstlichen Weißburgunder des Top- Winzers Andreas Menz ausgiebig probieren. Für ganz verantwortungs- bewußte Traktorfahrer wie die Berliner Vorfrau gibt es aber auch frisches Südtiroler Wasser.

Von Marling geht es hoch über dem Etschtal hinüber nach Mitterterz. Es bieten sich immer wieder tolle Ausblicke in die Landschaft, die manchmal etwas an die Toscana erinnert, obwohl die Südtiroler Berge steiler und höher sind.

Auf dem Haidenhof, der wie ein Adlernest über dem Etschtal liegt, ist alles für die Mittagsrast vorbereitet. Hier können die tapferen Junioren unter einer Wein-Pergola etwas abkühlen und auch die Fahrer bekommen eine verdiente Pause.

Die meisten Traktorfahrer genießen das Mittagessen draußen im Garten. Zu schön ist von hier der herrliche Weitblick von Meran bis nach Bozen, auch wenn einige Regentropfen zeigen, daß das Wetteretwas schlechter wird.

Vom Haidenhof führt die Tour steil hinab durch Weinberge und Obstkulturen hinunter nach Lana, von dort über die Etsch auf die andere Talseite nach Burgstall, in das "Burggrafenamt". Hier sind die meisten der Burggräfler Schlepperfreunde zu Hause.

Auch wenn die Sonne nicht mehr scheint und der Regen zunimmt, wird
das Programm von den Veranstaltern stramm "durchgezogen".
In solchen Fällen muß eben das Regenzeug zum Einsatz kommen.

Auch die Polizei ist behilflich, damit die Schlepperkolonne neuralgische Punkte der Route sicher passieren kann. In Obermais wartet ein weiterer Zwischenhalt, wo die Porsche-Freunde mitSüdtiroler Schmankerln und einemSchluck Roten verwöhnt werden.

Der gesellige Ausklang des ersten Ausfahrttages findet im Hilber-Keller
in Kuens statt. Der historische Gewölbekeller stammt noch aus der Zeit,
als die Freisinger Bischöfe hier ihre Ländereien und Weinkeller
besaßen.

Die jungen Wirtsleute, die diese geschmackvoll restaurierte Gaststätte mit sehr viel Engagement führen, verwöhnen ihre Gäste mit gutem Wein, deftigem Gegrillten und köstlichen Desserts. Auch wenn viele Schlepperfreunde von der Tagestour erschöpft waren, der harte Kern harrte noch lange aus.

Die zweite Ausfahrt am Sonnabend führte von Kuens auf die linke Seite
des Passeiertals. Diesmal ging es gleich voll zur Sache:
Auf schmalen und sehr steilen Wegen hinauf zum Weingut Innerleiter,
wo die Traktoren nur mit Mühe einen Platz fanden. Nach einer
Weinprobe und Besichtigung ging es weiter hinauf zum Kurort Schenna.

Wer aber nun glaubte, damit den höchsten Punkt der Tour geschafft zu haben, hatte sich gründlich getäuscht: Gleich weiter hinauf nach Verdins! Und nach diesem Dorf noch viel weiter hinauf auf die Bergmähder hoch über dem Passeiertal.

Erst an der Bergstation der Taser-Seilbahn auf 1.450 Meter Seehöhe
gab es eine wohlverdiente Pause für Mensch und Maschine.Und nach
dieser Mittagspause war die Bergtour noch lange nicht vorbei. Nach
einer kurzen Abfahrt ging es nämlich wieder "aufi".

Doch der härteste Teil der Tour sollte noch kommen: Blitz, Donner und
wolkenbruchartiger Regen gemischt mit Hagel! Nicht alle Schlepper-
fahrer waren darauf rechtzeitig oder richtig vorbereitet: Die wurden
ordentlich naß. Und der Weg hinunter ins Tal war sehr, sehr lang!
Schlepperfahren ist ein Outdoor-Sport!

Als die Trecker endlich im Tal angekommen waren, brach sich die Sonne einen Weg durch die Wolken und bei der Einkehr am "Apfelhof" in Saltaus kam die Welt schnell wieder in Ordnung: Kaffee und leckerer Kuchen mit zünftiger Volksmusik im schönsten Sonnenschein!

Der Club-Präsident, der das Unwetter in seinem Cayenne wahr- scheinlich am besten überstanden hat, steht sehr nachdenklich an einen Junior L gelehnt. Worüber mag er wohl gerade nachgrübeln?

Im gemütlichen Bauernstüberl des Ungericht-Hofs, das aus dem Jahr 1768 stammt, ist schon alles perfekt für den zünftigen Abschlußabend vorbereitet. Die Familie Laimer Pixner wird alles aufbieten, was Küche und Keller hergeben.

Der Akkordeonspieler Toni sorgt dafür, daß selbst die kühlsten Leute aus dem Norden in Stimmung kommen. Sein Repertoire an Liedern und Späßen scheint unerschöplich zu sein. Zu später Stunde läuft auch der Flarer Beppi zu großer Form auf.

Die Vorfrau des Stammtischs Berlin-Brandenburg verabschiedet sich von unserem Freund Walter Erlacher, dem Schriftführer des Südtiroler Stammtischs, der bei der Organisation der Ausfahrt maßgeblich mitgewirkt und mit seinem Motorrad den Schlepperkonvoi vorbildlich begleitet hat.

Es herrscht wieder Normalbetrieb am Ungericht-Hof.
Die Porsche-Diesel-Leute sind heimgefahren. Die Südtiroler Freunde
atmen tief durch.
"Guat g’moacht, Mander!"
Text und Fotos (C): Nietruch
