Jubiläumsveranstaltung Zell am See

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Jubiläumsveranstaltung Zell am See

Mit den Rotnasen zum Edelweiß.
Ein ganz besonderes Ereignis für die Rotnasen ist, die nur alle fünf Jahre stattfindende Tour zum Großglockner.
An der Mautstation bei Ferleiten erfolgt die Zeitnahme für die Gleichmäßigkeitsprüfung, und die “Rotnasen” starten im Minutentakt auf die steile und kurvenreiche Teststrecke.

Video und Text mit freundlicher Genehmigung von “Hochkelberg TV”.

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Das rote Band der Sympathie

Porsche-Diesel Club Europe: Jubiläumstreffen 2021 in Zell am See

Einen Porsche erkennt man am unverwechselbaren Sound: tief, sonor, mit niedriger Drehzahl und rhythmisch-kräftigem Zylinderschlag. Eben typisch Porsche? Zumindest für einen Porsche-Diesel-Fan klingt der Sound des luftgekühlten Dieselaggregats nach dem Paradies, der Offenbarung, der Verheißung.

Dabei steht der rote Traktor im krassen Gegensatz zu dem, was man sonst mit der Marke Porsche verbindet. Denn der Porsche Traktor definiert Performance und Leistungsdynamik auf ganz eigene Art: Hier geht es um die Entdeckung der Langsamkeit und die Faszination der maximalen Entschleunigung. Doch eines haben die roten Schlepper vom Bodensee mit ihren Seelenverwandten aus Zuffenhausener Produktion gemeinsam: Symphatie, Daumen-hoch-Reflexe, winkende Zeitgenossen am Straßen- und Wegesrand und leuchtende Kinderaugen.

Wo auch immer der Porsche-Diesel auftritt, schlägt ihm Begeisterung und liebevolle Zuneigung entgegen. Passanten bleiben staunend stehen, Autofahrer halten an Kreuzungen an und lassen den Tross selig lächelnd vorbeiziehen. Fenster werden geöffnet, Balkone bevölkern sich und Radfahrtouristen steigen ehrfürchtig vom elektrisch unterstützten Drahtesel ab. Vorbeifahrende Porsche Besitzer winken mit dem Gruß der Porsche Familie. Überall klicken Handys, Kameras, GoPros. Als ob der rote Tross aus einer anderen Zeit zu Besuch käme, um im Hier und Jetzt spontan eine kleine Runde zu drehen. Oder ist es so, dass die roten Schlepper einen tief in uns schlummernden Kindheitstraum zum Leben erwecken? Auf jeden Fall blickt man selten in so viele glückliche Gesichter wie vom Sitz eines Porsche Traktors aus. Und wenn man dann so hinter sich schaut, auf das 100 Traktoren starke, rote Band, das sich gemächlich durch die Landschaft windet, dann erschließt sich das Bild, das als Sinnspruch des Porsche-Diesel Clubs gilt: das rote Band der Sympathie.

Wie alles begann: Porsche und der Diesel

1937 beginnt Prof. Ferdinand Porsche zeitgleich mit dem Projekt Volkswagen und der Entwicklung eines „Volksschleppers“. Mit diesem Vorhaben sollte die Landwirtschaft vorangebracht werden, selbst ein eigenes „Volkstraktorwerk“ war geplant. Im Jahr 1941 musste es jedoch kriegsbedingt aufgegeben werden. 

Im Jahr 1946 greift Porsche Chefkonstrukteur Karl Rabe in Gmünd das Projekt wieder auf und baut aus den noch vorhandenen Bauteilen des Volksschleppers einen mit 20 PS Leistung und Vergasermotor angetriebenen Traktor. Nach umfangreichen Tests in Brasilien wird diese Konstruktion grundlegend überarbeitet und als „Dieselschlepper Typ 313“ neu aufgesetzt. Er besitzt nun einen 4-Takt-Zweizylinder-Diesel-Motor mit Luftkühlung und 17-PS-Dauerleistung. Auch ein Einzylinder-Diesel-Kleinschlepper mit 8 PS Leistung (Typ 323) wird entwickelt und gebaut.

1949 erwirbt die Firma Allgaier aus dem schwäbischen Uhingen, nicht weit von Stuttgart, die Lizenz zur Fertigung eines Traktors auf Basis des Typs 313. 1950 kommt der erste Allgaier-Schlepper „System Porsche“ als Modell AP 17 mit einen leichten, luftgekühlten 17-PS-Diesel-Motor auf den Markt. Aufgrund der hohen Nachfrage entschließt sich Allgaier auf dem ehemaligen Dornier-Gelände bei Friedrichshafen ein neues, modernes Werk zu bauen.

Im Laufe der Jahre wurden gemeinsam mit Porsche weitere Schleppertypen entwickelt. Nach unten hin ein kleiner 11-PS-Schlepper (Basis ist der Porsche Kleinschlepper Typ 323) als luftgekühlter Einzylinder, nach oben hin bekamen die nächstgrößeren Typen je einen Zylinder dazu, mit gleichen Kolben, Pleueln und Ventiltrieb. Man kann heute 80 Prozent aller Einzelteile unter den einzelnen Schleppertypen vom „System Porsche“ austauschen. Nur die Getriebe, Achsen und Lenkung sind nicht bei allen Typen gleich.

1955 beschloss Allgaier, sich auf den Werkzeug- und Maschinenbau zu konzentrieren und die Sparte Traktoren zu verkaufen. 1956 wurde die Allgaier Maschinenbau GmbH in die Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH umgewandelt.

Die bisher in Orange und Grün lackierten Traktoren bekamen unter der Porsche Ägide nun ihr charakteristisches Rot und die elfenbeinfarbenen Felgen sowie die elegante Haube mit den Porsche typischen Zierstreifen. Auch die neuen Typenbezeichnungen Junior, Standard, Super und Master kamen hinzu. Auf dem Höhepunkt erreichten die Porsche-Diesel-Schlepper den zweiten Platz in der deutschen Zulassungsstatistik. Der mit Traktoren erzielte Umsatz stützte nicht zuletzt auch die Fahrzeugproduktion des jungen Unternehmens Porsche.

1963 stellt Porsche den Schlepperbau aufgrund rückgängiger Verkaufszahlen ein; auf eine notwendige Neuentwicklung wird zugunsten des 356-Nachfolgers Porsche 901 verzichtet. Die Anlagen für den Diesel-Motorenbau auf dem Dorniergelände werden von der Mercedes-Benz Motorenbau GmbH übernommen und sind noch heute Teil der MTU.

Die Entdeckung und Erhaltung eines Kulturgutes

Über die Jahre gerieten die Schlepper in Vergessenheit und fristeten zumeist in Scheunen ihr Dasein. Als Harald S. Stegen als Präsident des Porsche Clubs Roland zu Bremen beim Porsche Deutschlandtreffen 1984 einen Porsche Traktoren-Slalom veranstaltet, waren die roten Schlepper aus dem Hause Porsche jedoch schlagartig wieder auf dem Radar der Porsche Enthusiasten.

Über die Jahre hinweg folgten weitere Slalomveranstaltungen. Das Interesse wuchs über den hanseatischen Porsche Club hinaus. Selbst im Porsche Unternehmensmanagement fruchtete die Idee vom Porsche Traktor. Man sagt, Wendelin Wiedeking hätte sich damals extra einen Kartoffelacker für seinen Traktor zugelegt.

Schließlich gründete Harald S. Stegen 1996 in einer Runde von sieben Traktoren-Besitzern den Porsche-Diesel Club Deutschland, mit dem Ziel, den Porsche Schlepper zu erhalten und zu pflegen, Ersatzteile neu aufzulegen und Fachwissen aufzubauen.

Das Einzugsgebiet des seit 2000 in Porsche-Diesel Club Europe umbenannten Clubs umfasst heute hauptsächlich Österreich, die Schweiz, Italien und die Niederlande. Rund 750 Mitglieder kümmern sich um einen Bestand von rund 5.000 Fahrzeugen. Zehn regionale Freundeskreise sorgen dafür, dass der Club aktiv ist und zusammenhält. Mindestens zweimal im Jahr finden überregionale, mehrtägige und teilweise internationale Clubausfahren statt.

Mit seinem Projekt „Porsche Junior“ hilft der Club Jugendlichen, zusammen mit karitativen Einrichtungen, den Einstieg ins Berufsleben zu finden. Seine Mitglieder stiften dafür die Traktoren, um sie gemeinsam mit benachteiligten Jugendlichen zu restaurieren und der Nachwelt zu erhalten. 130 Junior-Projekte hat der Club inzwischen auf die Achsen gestellt. Schirmherr des Projekts ist Dr. Wolfgang Porsche, der sich selbst als leidenschaftlichen Sammler von Porsche Traktoren bezeichnet.

Jubiläumstreffen und Großglocknermeisterschaft

Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens hatte der Porsche-Diesel Club Europe nun nach Zell am See eingeladen. Schon 2011 zum 15-Jährigen und 2016 zum 20-Jährigen waren die großen Jubiläen hier, inmitten der mächtigen Bergwelt, gefeiert worden. Zell am See ist also durchaus ein Heimspiel für den Traktoren-Club. Auch dieses Jahr durften die Teilnehmer wieder ihre 100 Traktoren auf dem Vorplatz des Porsche Schüttguts aufstellen. Dr. Wolfgang Porsche begleitet den Club und seine Entwicklung bereits seit mehr als 20 Jahren. Er sammelt selbst Traktoren und ist mit Harald S. Stegen freundschaftlich verbunden.

Wie schon in den letzten Jahren konnte sich Harald S. Stegen deshalb auch dieses Jahr wieder über die Teilnahme von Dr. Wolfgang Porsche freuen. Er nahm am Freitag am gemütlichen Abend auf der Areit-Alm teil, Daniell Porsche, Sohn von Hans-Peter Porsche, begleitete die Tour am Samstag und war am Festabend anwesend.

Die besondere Verbindung des Ehrenmitglieds und Traktorenliebhabers Dr. Wolfgang Porsche mit dem obersten Hüter der Traktoren-Clubwelt zeigte sich am Abend auf der Areit-Alm. Während des geselligen Abends beschenkten sich die beiden Freunde gegenseitig als Dank für 25 Jahre Porsche Traktoren Club. Harald S. Stegen dankte für die Unterstützung durch Dr. Wolfgang Porsche und die Familie Porsche. Dr. Wolfgang Porsche wiederum revanchierte sich mit einem sehr persönlichen Dank bei Harald S. Stegen, ohne dessen Tatkraft weder der Porsche Traktor aus seinem Dornröschenschlaf erwacht wäre, noch eine solche Erfolgsgeschichte wie die des Porsche-Diesel Clubs zustande gekommen wäre. 

Zuvor hatte am Morgen die Traktoren-Großglocknermeisterschaft stattgefunden. Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, mit 10 km/h durch die schroffe und beeindruckende Bergwelt des Großglockners hinauf auf die Fuschertörlhütte zu gelangen. Unterwegs kreuzte sich die Meisterschaftsgruppe mit den Teilnehmern der Kitzbühl-Alpenrallye. Nicht jeder der Rallye-Teilnehmer war begeistert, einen zusätzlichen Slalom um die Traktoren fahren zu müssen. Allerdings, wie sollte es anders sein, von teilnehmenden Porsche Klassikern kamen nur nach oben gestreckte Daumen und der legendäre Porsche Gruß. Porsche Familie unter sich.

Während der Ausfahrt nach Maria Alm am Samstag stieß dann Daniell Porsche mit seinem Traktor und zwei befreundete Traktor-Enthusiasten dazu. Am Abend schließlich standen Siegerehrung und Pokalübergabe an. Einige der Teilnehmer, langjährige Clubmitglieder, ließen es sich nicht nehmen, zum Jubiläum ein paar Worte an Harald S. Stegen zu richten. Tenor: Dankbarkeit dafür, der Nachwelt ein technisches Kulturdenkmal erhalten, den Ruf der Traktoren in die Welt hinaus getragen und einen Club geformt zu haben, der einzigartig ist.

Letztlich ist es aber Daniell Porsche, der in seiner emotionalen und bewegenden Jubiläumsansprache das Besondere am Porsche-Diesel Club betont, den im Mittelpunkt stehenden Menschen: „Egal was jeder macht, wir sind eine Familie. Wir haben ein Hobby, das die einen intensiver, die anderen weniger intensiv betreiben, aber uns verbindet das gemeinsame Erleben – und vor allem unsere Traktoren.“

Es freue ihn von ganzem Herzen, dass die Traktoren-Freunde in dieser herausfordernden Zeit zusammenkommen konnten. „Dass wir gemeinsam feiern können, gemeinsam erleben können, dass wir uns zusammensetzen dürfen, miteinander sprechen dürfen und dass wir so eine Ausfahrt machen dürfen.“

Und er richtet persönliche Worte an den Präsidenten Harald S. Stegen: „Lieber Harald, du hast den Porsche-Diesel Club Europa tatkräftig und intensiv und aus innerem Herzen heraus vor 25 Jahren ins Leben gerufen. Du hast diesen Club durch die Jahre hindurchgetragen.“ Von Herzen seien er und die gesamte Familie Porsche ihm dafür dankbar.

Harald S. Stegen sei ein Mensch, der anderen viel aus seinem Leben mitgegeben habe. „Du bist verbunden mit der Kochkunst, Geschichte, Seefahrt, Traktoren und Architektur. Und ich bin sehr dankbar, dass ich dich als Freund kennenlernen durfte. Und ich möchte dir für deine Zukunft alles Gute wünschen.“

Zuletzt widmet der Salzburger Daniell Porsche dem Nordlicht Harald S. Stegen einen Spruch aus dem friesischen Norden: „Rüm hart, klaar kiming.“ – Großes Herz, weiter Horizont.

Harald S. Stegen hat fast im Alleingang die Porsche Traktoren zurück in die weltweite Porsche Familie geholt. Mit großem Herzen und weitem Horizont.

Wir gratulieren dem Club und seinem Präsidenten zu dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte.